DI.A 2022

Die größten Trends der (sub-)urbanen Mobilität 2022 – Zukunft ist jetzt

Nicht nur globale Metropolen ächzen unter Megastaus, Feinstaub, Lärm und chronischem Platzmangel: Fast jede Stadt hat Verkehrsprobleme. Neben Hyperloops und Micro-Cars gibt es viele Mobilitätsinnovationen, die eine Verkehrswende ermöglichen. Hier sind die Megatrends der (sub-)urbanen Mobilität und euer direkter Einfluss darauf!

  1. E-Biken als Lifestyle – Vom Ankommen zum Unterwegs sein
  2. Der (sub-)urbane Mobilitätsmix – Die Mischung macht’s
  3. Die richtige Mobilitätslösung für individuelle Anforderungen
  4. Ein eigenes Fahrrad oder Auto? Nein, Danke!
  5. Unsere Vehikel werden online sein – IoT im Alltag
  6. Die Mobilität Zukunft und warum wir sie in der Hand haben

Modale Mobilität, Last-Mile-Problem, Pop-up-Radwege – der zeitgenössische Mobilitätssprech weiß mit Buzzwords um sich zu werfen, als gäbe es kein Halten mehr. Auch für das Jahr 2022 bietet der Design & Innovation Award Orientierung und hat die zentralen Megatrends der urbanen und suburbanen Mobilität identifiziert. Hier findet ihr all das, was uns morgen bewegt.

E-Biken als Lifestyle – Vom Ankommen zum Unterwegs sein

Die vergangenen zwei Jahre haben die Brennlupe auf die Herausforderungen unserer Zeit gelegt, und dabei geschah Erstaunliches: Vielerorts wurde das E-Bike nicht nur zum favorisierten Alltagsverkehrsmittel, sondern darüber hinaus zum Lifestyle-Produkt und absoluten Mainstream-Phänomen – zum Statussymbol, Statement und Liebhaberobjekt und das längst nicht mehr nur für eingefleischte Velonistas und Bike-Nerds. Hat sich der eine oder andere Hobbysportler vor 5 Jahren noch geniert, die Marathonläuferin nur hinter vorgehaltener Hand über ihr E-Bike gesprochen, so gehört es heute zum guten Ton, die Fahrt zum Offsite-Meeting mit dem Fahrrad zu bewältigen. Wer kann, gibt den Zweitwagen gerne her. Wer nicht, freut sich in seiner Freizeit dennoch über den Spaß auf dem Bike.

Spaß und (Stil-)Sicherheit für die ganze Familie! Da bleibt nur eine Frage unserer Test-Crew: „Papa, wann kaufen wir so ein Rad?“

Selbst abseits der Stadtzentren und vibrierenden Metropolen kommt man gerne auf’s E-Bike. Die Pendelstrecken zwischen Vorstadt oder städtischem Umland werden in Europa zusehends fahrradfreundlicher und der Weg zur Arbeit nicht nur zur kleinen Fitness-Session, sondern eben auch zum mentalen Ausgleich und zur Selfcare-Einheit. Wir biken im Alltag, weil wir uns schnell, stolz, clever, krass, abenteuerlustig, lebendig, fit oder schlichtweg gut fühlen wollen! E-Bikes sind Tools dafür, sie können diese Gefühle verstärken bzw. sie erst entstehen lassen: Radfahren ist ein Lebensstil.

Das E-Bike ist ein Statement.
Es ist die angesagteste Art mobil zu sein.

Zur Mobilität der Zukunft gehört vieles: Onewheel, E-Scooter und E-Board bis hin zu ÖPNV, Car-Sharing, Car-Pooling und natürlich dem Fahrrad beziehungsweise E-Bike. Gibt es eigentlich noch diese Segways? Flächendeckend hat kein Vehikel derart von der Gezeitenwende im Mobilitätsbereich profitiert wie das E-Bike und das wird auch anhalten. Denn im Gegensatz zum Elektro-Auto hat die intrinsische Nachfrage des Markts und nicht staatliche Subventionen zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg dieses Vehikels beigetragen.

Segway betritt den Markt für Elektro-Roller …
… und Microlino interpretiert die Isetta neu und vollelektrisch.
Angesagt, vielseitig und auch ohne staatliche Subvention beliebt: E-Biken ist ein Lebensstil

Der (sub-)urbane Mobilitätsmix – Die Mischung macht’s

Bitte versteht uns nicht falsch: Wir predigen weder die Automobil-Askese noch verfechten wir einen bedingungslosen Zweirad-Zwang. Wir sind der Meinung, dass es für jede Aufgabe das richtige Tool gibt und wie es sich für eine einsatzbereite Werkzeugkiste gehört, ist mehr darin als nur ein einzelner Hammer. Im modernen Mobilitätsmix gilt es clever zu kombinieren. Aufgrund der immer vielfältigeren Angebote wird die Auswahl an Werkzeugen stetig größer und so haben wir die Möglichkeit, nicht nur passend für bestimmte Lebensphasen zu wählen, sondern auch eine Fahrtstrecke im Baukastenprinzip mit verschiedenen Vehikeln und Angeboten zurückzulegen. Die Verkürzung von Umstiegszeiten durch digitale Hilfsmittel machen den Wechsel von ÖPNV hin zum bereits reservierten Sharing-Bike zum Kinderspiel. Die Angebote bestehen bereits jetzt und vielerorts hängt es nur noch an simpleren Abrechnungssystemen. Wo sie bestehen und wo das Angebot von Apps zuverlässig funktioniert, kann die Pendelstrecke je nach Wetterlage, Lust und Laune auf verschiedenste Vehikel aufgeteilt werden. Die modale Mobilität und ihre Mischformen werden uns zukünftig immer flexibler und einfacher mobil halten.

E-Moped für Fahrten über Land …
… oder Kombination mit dem ÖPNV
Auch bei der Kombination verschiedener Vehikel im Alltag bilden E-Bikes in all ihren Facetten ein Bindeglied und nehmen so ein Schlüsselrolle ein.

Die richtige Mobilitätslösung für individuelle Anforderungen

Mit der immer feineren Segmentierung des Marktes für Mobilitätslösungen steigt logischerweise auch die Anzahl an spezifischen Angeboten, die für die eigenen individuellen Anforderungen die perfekte Antwort bieten. Was wir damit sagen wollen: Das Angebot an Vehikeln wird immer breiter, die Auswahl immer größer und somit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass vermeintlich außergewöhnliche Anwendungsbereiche abgedeckt werden können. Die Waschmaschine auf dem Fahrrad transportieren? Umzug ohne eigenes Auto? Trotz Niederschlag trocken ins Büro radeln? Easy. All das ist bereits möglich. Im Vergleich zum vorher angesprochenen Bausteinprinzip können wir schon heute hochspezialisierte Vehikel wählen, um so unseren Alltag zu erleichtern und den Weg zum Ziel mehr zu genießen. Gleichzeitig gibt es immer mehr Produkte, die immer mehr können und teils schon universelle Einsatzgebiete haben. Pendeln ohne Beladung, Einkaufen, Wochenendausflug mit Grill und Kaltgetränken, Overnighter, Fahren im leichten Gelände, stilsicher zur Eisdiele und Kids-Transport – mit vollgefederten E-Cargo-Bikes ist sehr vieles möglich. Zudem können die Lastenräder häufig derart angepasst werden, dass ein und dasselbe Modell unterschiedlichst großen Fahrer(innen) passt!

Es gibt nicht die perfekte Mobilitätslösung für alle, aber für alle gibt es eine perfekte Mobilitätslösung.

Hundetransport oder Pendelbetrieb mit Fußballmannschaft? All das ist bereits möglich.

Ein eigenes Fahrrad oder Auto? Nein, Danke!

Wie wir bereits vorangestellt haben, verfügt kein guter Werkzeugkasten allein über einen großen Hammer. Im modernen Mobilitätsmix muss der eigene Bedarf längst nicht mehr starr und auf die nächsten Jahre unveränderbar investiert sein. Eigentum ist dazu ebenfalls nicht mehr zwingend notwendig – Monatskarte, Car-Sharing-Abo und Fahrzeug-Pooling sei Dank. Die kostspielige Anschaffung von Eigentum ist bereits heute kein effektives Koordinatensystem mehr, um die eigene Mobilität zu messen. Während Metropolregionen bereits in einen Zustand der Angebots-Konsolidierung übergehen, hinkt der ländliche Raum hier noch bedeutend hinterher. Denn längst hat sich herausgestellt, dass das Konzept vom E-Roller nur und auch nicht unter allen Umständen im Stadtzentrum aufgeht. In weitläufigeren Regionen ist der Ausbau des ÖPNV weitgehend alternativlos. Neue rechtliche Regelungen für S-Pedelecs könnten hier eine Verbesserung bewirken, doch sind es private PKWs, die hier weiterhin persönliche Mobilität garantieren. Katalysatoren der Verkehrswende sind zweifelsohne die Ballungsräume, ihre Angebote und ihre sich wandelnden Wohn- und Bezirkskonzepte, die den Wandel ermöglichen. Wo er stattfindet – zwischen Stadt und Vorstadt – kann der ineffizienteste urbane Raum, der Parkplatz, neu verteilt und genutzt werden.

Mobilitätsangebote in der Stadt dezentralisieren sich immer weiter und effektives Sharing ist nur dann möglich, wenn unweit einer jeden Haustür ein entsprechendes Mobilitätsangebot zur Verfügung steht. Eine derartige Dezentralisierung ist im ländlichen Raum nur begrenzt möglich. Beim Wandel vom Carport-Terrain hin zu Bike-Pooling oder Car-Sharing helfen nämlich wiederum zentralisierte Angebote. Sei es der Sharing-Pool für das Einfamilienhaus, die Nachbarschaft oder das Gewerbegebiet. Noch mehr als in der Stadt braucht es hier jedoch das Engagement aus dem privaten Raum. Nur durch lokale Verantwortung und kreative Pionierarbeit können hier Best-Practise-Beispiele erarbeitet werden.

Unsere Vehikel werden online sein – IoT im Alltag

IoT – oder auch das Internet of Things – beschreibt die Vernetzung unserer Gebrauchsgegenstände mit dem Internet. Der Trend hin zum allzeitvernetzten Vehikel wird uns langfristig zu autonom fahrenden Bussen, Zügen und Autos führen. Doch wir müssen gar nicht so weit in die Zukunft blicken, um die Vorteile dieser Technologie bereits heute für uns nutzen zu können. Sei es das Update der Bike-Software, das den Besuch beim Servicepartner obsolet macht, oder die zentimetergenaue Standortbestimmung des Bikes, mit der wir unser Schloss zukünftig zu Hause lassen können: Bereits jetzt sind viele am Markt erhältliche Produkte online und generieren mit sinnvollen Connectivity-Features Mehrwerte, die wir uns vor 10 Jahren nicht hätten erträumen können. Potenziellen Dieben ist bereits heute klar: Smart-Bikes, wie beispielsweise ein Vanmoof-Bike, klaut man nicht, genausowenig wie man es bei einem Tesla überhaupt versucht. Nicht nur für uns als Nutzer, sondern auch für den Handel und die Industrie selbst eröffnet IoT-Technologie enorme Potenziale. Eine ausgiebige und holistische Diskussion zum Thema Datenschutz und -Sicherheit vorausgesetzt, können wir uns der Dinge freuen, die uns schon sehr bald auf dem Markt erwarten.

Schulterblick? Fettes Schloss? Auslaufmodelle in der Mobilität von heute.
Licht mit GPS und Sim-Karte. Online? Sicher!
Entriegelung mit Smartphone und Over the Air-Updates? Check!

Die Mobilität Zukunft und warum wir sie in der Hand haben

Mobilität elektrifiziert sich und für viele ist auch das Eigentum am Vehikel gar nicht mehr so wichtig. Hier wollen wir nicht die Frage aufwerfen, inwiefern die Vorteile des strombetriebenen Mobilseins den fossilen Treibstoffen überlegen sind, sondern festhalten, dass Mobilität ein fundamentaler Grundpfeiler unserer Lebensqualität ist. Mobilität muss also ebenso zukunftsfähig wie allzeit verfügbar sein. In den heutigen Zeiten des Umbruchs geht es aber längst nicht mehr nur um die Innovationen im Mobilitätssektor allein. Denn mit der Mobilität und der Umgestaltung ihrer Grundzüge ist es wie mit allen anderen Dingen auch: Jede Strategie ist nur so gut wie ihre Umsetzung und so sind für den Durchbruch innovativer Mobilitätslösungen Akzeptanz und eine gewisse Veränderungsbereitschaft in der breiten Masse notwendig. Die Politik kann dies durch eine bessere Infrastruktur und Anreize statt Verbote schaffen, die Marken durch gute und attraktive Produkte und wir als Endverbraucher über unsere Kreditkarten.

Fakt ist, dass wir nach wie vor am Anfang riesiger urbaner Veränderungen stehen, die nicht nur Mobilität, sondern auch unser Städtebild tiefgreifend verändern werden. Fakt ist auch, dass diese Veränderungen das Potenzial haben, unsere Lebensqualität deutlich zu verbessern. Beim Design & Innovation Award 2022 gab es bereits zahlreiche aufregende neue Konzepte, die Mobilität spaßiger, sicherer und nachhaltiger machen. Wir können es kaum erwarten, die Artikel für die Award-Ausgabe 2023 zu testen und blicken mit Vorfreude auf das kommende Jahrzehnt mit all seinen Innovationen!

Words: Photos: Diverse